Haus 01

Haus 1

Schmehausen Hausnummer 1, in der Kirchspielgemeinde Uentrop- Haaren- Schmehausen, im September 1984

Informant: Familie A. Heimann

Hausstelle: Alfred Heimann, Beruf: Bauer (früher Bussmann genannt Senger)

Haus Nr.: 1

Flurbezeichnung: Im Potthoff, Flur 5

Standort: Bis 1935 Anlieger der Bornstraße (W-0, rechts). Ab 1975 Siegenbeckstr. (W-O, links) Nach dem Bau der Reichsautobahn 1935, wurde die Bornstraße eingezogen; der Hof erhielt eine neue Zufahrt von der Buskestraße. Nach Gründung der Großgemeinde Uentrop, 1967, wurde eine Umbenennung in „Industriestraße“ vorgenom­men. Als 1975 die Eingemeindung nach Hamm erfolgte, erhielt die vorgenannte Straße ab Uentrop den Namen Siegenbeckstraße“, nach dem Namen des Hofes welcher in Uentrop- heute Schlotmann früher Siegenbeck- als erste Hausstelle an der Südseite der og. Straße (in Uentrop früher Grünstraße) liegt. Die Hausstelle Nr. 1 liegt etwa 200m östlich neben dem Hof Nr.3, Crüsemann, früher Graevinghoff.

Beschreibung: Landes. Anwesen, Hof, ca. 3oo m östlich der Autobahn und etwa 5o m nördlich der Siegenbeckstraße gelegen. Flur III Nr. 355/91 usw.

Hofraum mit Gebäuden 35,26 ar. Großes Fachwerkhaus in O-W-Richtung, W-Wohntrakt, 0-Stallungen; beiderseitiges Giebeldach. Baujahr: 1742 Maße: Länge: 22,25 m, Breite: 12,20m, Stagelhöhe: 4.50m, Firsthöhe: 7,50m. Eichenfachwerk mit Ziegelsteinausmauerung.

Das Hauptgebäude mit einem Blitzableiter. An der Ostseite eine Dehlentür mit Vorschöpsel. Dehlenbalkeninschrift:

„Wir wissen so unser Irdisch Hauß dieser Hütten zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben vor Gott erbauet, ein Hauß nicht mit Händen gemacht, daß ewig ist im Himmel.         2. Cor.

Jürgen Heinrig Horstmann und Anna Catharina Bußmann Eheleute

Anno 1742     den 18. May

Das Haus ist, Zeit unbekannt, um 2-Gefach vergrö­ßert worden.

Der Hauseingang befand sich auf der Südseite, etwa in der Mitte des Gebäudes. Das Wohnhaus erhielt 1922 an der Nordseite einen Anbau, unten massiv und darüber etwa 1,25 m Fach­werk; Küche, Viehküche und Kartoffelkeller. Ebenfalls 1922 ist ein Stallgebäude, teils in Massiv, teils in Fachwerk mit Ziegelausmauerung, an der Nordseite des Hauses, das heißt in Verlängerung ab dort, in W-O-Richtung, errichtet worden. Maße: Länge: 17m, Breite: 12 m, Höhe 2,25 m. 1948 ist dieses Gebäude zu einer Scheune aufge­stockt und umgebaut und um einen Viehstall verlängert worden.

Ein Hühnerstall, nördlich vom Stallgebäude ste­hend und mit Hohlfalzziegel gemauert, wurde 1941 erstellt. Maße: Länge: 8 m, Breite 5 m, Höhe 4 m. Halbschräg zum Wohnhaus (Südseite des Hofes) S/W – N/O stand bis 1960 eine Fachwerkscheune. Baujahr: 1849

Maße: Länge: 15 m, Breite 8 m und Höhe: 8,5o m Auf beiden Seiten waren 2 Tore zur Ein- und Aus­fahrt von Erntewagen. Im rechten Winkel zu dieser Scheune, Richtung N/S, wurde 1906 eine Wagengenremise angebaut. Maße: Länge 13,50m, Breite: 6 m, Höhe: 7 m. Nach N/O offen, diente sie zum Unterstellen landw. Fahrzeuge und Geräte.

1960 musste die vorgenannte Scheune und Wagenremise einer großen massiven Wagenremise weichen. Das Gebäude wurde in der Flucht mit dem Stall auf der gegenüberliegenden Seite, den Hofraum nach Sü­den vergrößert und weiter nach Osten versetzt, er­richt.

Etwa 3 – 4 m vom Wohnhaus (Wohntrakt) stand in O-W-Richtung, d.h. ein klein wenig mehr nach S/W, ein Backhaus in Fachwerk, gebaut 1849.

Es erhielt 1904 einen massiven Anbau. Der Gesamtkomplex hat die Maße:

Länge: 9m, Breite 6 m und Höhe: 7,30m

An der Südseite war noch ein Holzstall angebaut.

Weiter stand auf der Südseite des Grundstückes noch eine Bienenhütte mit Räumlichkeiten für 8 Bienenvölker. Inschrift über den Eingang des Backhauses:

Eheleute Dietrith Bussmann und Elisabeth

Crüsemann aus Klotingen – 1847 den 5. Oktober ‑

haben diesen Bau aufbauen lassen.“

Zufahrt: Von der Siegenbeckstraße, nördlich bis zum Hof ca.50m An der o.g. Straßenecke zur Hofzufahrt stand links ein Transformatorenhaus des Kraftwer­kes. An der Ostseite lag die eigentliche Hofeinfahrt.

Geschoßhöhe: Wohnteil unten 2,20m und oben 2,10m

Landw. Größe: Landw. Besitzes 1960 rd. 23 ha

Viehhaltung:  Um 1950 als Haupterwerb 12Kühe, 20 Rinder, 4 Jungvieh, 50 Schweine, 2 Sauen, 12 Ferkel, 4 Pferde, 1 Fohlen, 60 Hühner dazu einen Hofhund und Katzen. (vor der Motorisierung der Landwirtschaft)

Hauspersonal: 1940, 1 Knecht, 2 Mägde (ohne Familie)

Sonstiges: Der Hof besaß bis 1930 eine Göpelanlage. Ein (Zieh) Brunnen befand sich vor der Haustür. Hinter dem Backhaus war der Hofteich angelegt. Im Backofen (Backhaus) wurde bis in den 50er Jahren Brot und Kuchen, zusammen mit dem Nachbar Crüsemann, jeweils 10 Brote für jeden gebacken; abwechselnd. Außerdem diente der Steinbackofen zum Trocknen von Birnen und Pflaumen im Herbst; Backobst. Der Hausgarten liegt südlich vom Wohnhaus und hin­ter dem Backhaus. Im Anbau des Backhauses war eine kleine Wohnung, evtl. Altenteil, vorgesehen. Eine Eisenplatte mit einem Wappen und 3 Pfeilen, früher neben der offenen Herdstelle befindlich, schenkten die Hofbesitzer dem Lübke Museum in Hamm. Die bäuerliche Waschkammer lag rechts neben der Haustür, Ausgang zur Dehle.

Ursprünglich lag Sengers Kotten auf der rechten, Südseite der Buskenstraße, ab 1975 Siegenbeckstraße, etwa 200m östlich der Autobahnunterführung, dort wo sich heute noch ein von Kopfweiden umgebener, größerer länglicher Teich in einer Weide befindet. Laut Hypothekenschein des Gerichts Haaren- Uentrop vom 29.1.1801 und Hypothekenbuch Volumen 53 folio 1, war Sengers mit Hsnr. 1 wie folgt beschrieben: Fachwerk in 8 Gebinden erbaut, hat Lehmwände und ein Strohdach, ist 60 Fuß lang und 40 Fuß breit. Der Bauzustand sehr geringe. Scheune und Backhaus werden im o.g. Buch ebenfalls beschrieben. Bussmann/Senger kaufte 1849 für 3300 Preus. Thaler die Hausstelle Horstmann, Hsnr. 4 von Hermann Trot­tenberg gen. Küthemeyer aus Schmehausen welcher den Hof von Kolon Dietr. Schlotmann gnt. Horstmann er­worben hatte; brach seine alten Gebäude ab und be­hielt nach der Umsiedlung auf der neuen Besitzung seine alte Hausnummer 1.

Kurze Familiengeschichte: Johann, Gerhard, Dietrich Bussmann, geb. 12.12.1801, aus Werries, in 1. Ehe verheiratet (Einheirat auf Senger’s Hof in Schmehausen, mit oo 2. Juni 1831 Julie, Henriette, Klara, Maria, Elisabeth Senger, geb. 30.12.1805 gest. 21.3.1841 in Schmehausen verheiratet in 2. Ehe oo 21.12.1841, mit Friederike, Klara, Elisabeth Rickert, geb. 25.5.1818, aus Klotingen, gest. 9.12.1874 in Schmehausen. Der o.g. Ehemann starb am 7.9.1881 Nachfolger Wilhelm Bussmann gnt. Senger, geb. 7.12.1852, gest. 29.3.3-937, verheiratet oo 26.5.1875, mit Henriette geb. Wiemer, geb. 1.10.1851, aus Velling­hausen, gest. 11.6.1896 in Schmehausen. Nachfolger          Dietrich Bussmann gnt. Sengen, geb. 12.3.1876, gest. 16.3.1949, verheiratet oo 2.6.1904, mit, Wilhelmine Schwarte gnt. Löcke, geb. 14.12.1880, aus Schmehausen. Die Ehe blieb kinderlos

Nachfolger Alfred Heimann, geb. 1.7.1918 aus Norddinker verheiratet mit 00 15. Aug. 1946

Brunhilde Bussmann, geb. 31.3.1922, Nichte und Erbin des o.g. Bussmann. Der Hof wurde bis zum Verkauf an die VEW Dortmund bzw. Abbruch der Gebäude, im Jahre 1978, wie bisher bewirtschaftet. Alfred Heimann baute einen neuen Hof in Welver- Vellinghausen Krs. Soest und zwar „Auf dem Kleiloh“. Die erworbenen landw. Flächen stammen zum größten Teil vom ehem. Gut v. Vincke, Vellinghausen.